lächelnde ältere Frau

Die gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase sichert Bewohnerwillen zur medizinischen Behandlung | Bildquelle: Tatiana Zanon - unsplash.com

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letzte Aktualisierung des Artikels: Mittwoch, d. 22. Mai 2024

Die gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase (abgekürzt GVP) ist ein wesentlicher Bestandteil der Pflege und medizinischen Betreuung älterer Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe.

Diese Planung sieht vor die Wünsche und Bedürfnisse zur medizinischen Behandlung von Bewohnern zu erfassen, zu dokumentieren und im Ernstfall zu respektieren.

Das Ziel der gesundheitlichen Versorgungsplanung ist es, die Selbstbestimmung und Lebensqualität der Betroffenen am Lebensende durch eine strukturierte Beratung und Dokumentation ihrer individuellen medizinischen und pflegerischen Wünsche zu gewährleisten.

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Was ist gesundheitliche Versorgungsplanung?

Definition und Grundlagen von GVP

Die gesundheitliche Versorgungsplanung ist ein strukturiertes Beratungsangebot, das sich an den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Betroffenen orientiert. Sie umfasst medizinisch-pflegerische, psychosoziale und seelsorgerliche Aspekte und zielt darauf ab, eine selbstbestimmte Entscheidung über Behandlungs- und Versorgungsmaßnahmen zu ermöglichen.

Gesetzliche Grundlage nach § 132g SGB V

Die gesetzliche Grundlage für die gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase ist in § 132g SGB V verankert. Diese Regelung wurde eingeführt, um die Qualität der gesundheitlichen Versorgung am Lebensende zu verbessern und die Autonomie der Patienten zu stärken.

Historischer Hintergrund und Entwicklung

Das Konzept der gesundheitlichen Versorgungsplanung hat sich aus internationalen Modellen wie dem Advance Care Planning (ACP) entwickelt.

Ziel war es, eine umfassende und systematische Planung zu etablieren, die den individuellen Willen der Betroffenen respektiert und in die tägliche Praxis der Pflegeeinrichtungen integriert wird. In Deutschland wurden erste Schritte zur Implementierung dieses Modells durch verschiedene Pilotprojekte und die anschließende gesetzliche Verankerung unternommen.

Zielsetzung und Nutzen von GVP

Ziele der gesundheitlichen Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase

Die gesundheitliche Versorgungsplanung verfolgt mehrere zentrale Ziele:

Nutzen für Betroffene und Angehörige

Die gesundheitliche Versorgungsplanung bietet sowohl für Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen als auch für ihre Angehörigen zahlreiche Vorteile:

Die Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase ist somit ein essentielles Instrument, um die Lebensqualität und Selbstbestimmung der Bewohner zu fördern und gleichzeitig eine hochwertige und respektvolle medizinische und pflegerische Versorgung sicherzustellen.

zwei Damenhände fassen ineinander

Beratung in stationären Pflegeeinrichtungen helfen nicht nur den Bewohnern. | Bildquelle: National Cancer Institute - Unsplash.com

Der Beratungsprozess nach Advance Care Planning

Ablauf der Beratung

Die gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase beginnt mit einem strukturierten Beratungsprozess in der Einrichtung, der aus mehreren Schritten besteht. Ziel ist es, die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen zu ermitteln und zu dokumentieren.

Erstgespräch und Bedarfsanalyse

Der Beratungsprozess startet mit einem Erstgespräch, bei dem eine detaillierte Bedarfsanalyse durchgeführt wird. Im ersten Kontakt zwischen der Beraterin oder dem Berater und der leistungsberechtigten Person werden die Ziele und der Ablauf der gesundheitlichen Versorgungsplanung besprochen. Hierbei werden die Vorstellungen der Betroffenen zu möglichen medizinischen Interventionen und pflegerischen Maßnahmen erörtert.

Inhalte der Beratungsgespräche

Die Beratungsgespräche decken verschiedene Aspekte der Versorgung ab:

Dokumentation der Willensäußerungen

Die Dokumentation der Willensäußerungen ist ein zentraler Bestandteil des Beratungsprozesses. Sie umfasst alle relevanten Informationen zu den individuellen Behandlungswünschen und -vorstellungen. Diese Dokumentation dient als rechtliche Grundlage und Orientierung für alle Beteiligten in der letzten Lebensphase.

Beteiligte im Beratungsprozess nach GVP

Rolle der Berater und deren Qualifikationen

Die Berater spielen eine entscheidende Rolle im Beratungsprozess. Sie müssen über eine spezifische Weiterbildung und einschlägige dreijährige Berufserfahrung verfügen, um die komplexen Anforderungen der gesundheitlichen Versorgungsplanung zu erfüllen. Ihre Aufgabe ist es, die Betroffenen zu unterstützen, ihre Wünsche klar zu formulieren und zu dokumentieren.

Einbindung von Ärzten, Pflegern und Angehörigen

Ein wesentlicher Aspekt des Beratungsprozesses ist die Einbindung von Ärzten, Pflegern und Angehörigen. Diese Personen sind oft direkt an der Versorgung beteiligt und können wertvolle Informationen und Unterstützung bieten. Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten stellt sicher, dass die individuelle Situation der Bewohner und ihre Vorstellungen umfassend berücksichtigt werden.

Zusammenarbeit mit stationären und ambulanten Einrichtungen

Die enge Zusammenarbeit mit stationären Pflegeeinrichtungen, ambulanten Hospizdiensten und anderen Leistungserbringern ist unerlässlich. Durch die Kooperation mit verschiedenen Einrichtungen und Dienstleistern kann die Versorgung der Betroffenen optimal gestaltet und auf ihre spezifischen Bedürfnisse abgestimmt werden.

Digitaler Tresor

Im Digitalen Tresor hinterlegen Sie Ihre persönlichen Dokumente | Bildquelle: VorsorgePlaner.online

Rechtliche Aspekte und Dokumentation

Rechtliche Rahmenbedingungen für GVP

Eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht sind zentrale rechtliche Instrumente in der gesundheitlichen Versorgungsplanung. Die Patientenverfügung dokumentiert die medizinischen Wünsche der Betroffenen für den Fall, dass sie selbst nicht mehr entscheidungsfähig sind. Die Vorsorgevollmacht erlaubt es, eine Vertrauensperson zu benennen, die im Namen der Betroffenen Entscheidungen treffen kann.

Rechtswirksamkeit und Dokumentation

Die Rechtswirksamkeit dieser Dokumente hängt von ihrer korrekten Erstellung und Dokumentation ab. Es ist wichtig, dass die Wünsche der Betroffenen klar und eindeutig formuliert sind, um im Ernstfall rechtlich bindend zu sein. Die Dokumentation des Beratungsprozesses spielt hier eine entscheidende Rolle.

Datenschutz und Vertraulichkeit

Datenschutz und Vertraulichkeit sind essenzielle Bestandteile der gesundheitlichen Versorgungsplanung. Die gesammelten Daten und Dokumente müssen sicher aufbewahrt werden und sind nur für die unmittelbar an der Versorgung beteiligten Personen zugänglich. Die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen stellt sicher, dass die persönlichen Informationen der Betroffenen geschützt bleiben.

Erstellung der Dokumente

Die Erstellung der Dokumente erfolgt im Rahmen des Beratungsprozesses. Hierbei werden alle relevanten Informationen festgehalten und die Ergebnisse des Beratungsprozesses dokumentiert. Dies umfasst die Behandlungswünsche, die gewünschten pflegerischen Maßnahmen und alle weiteren wichtigen Details.

Zugang und Verwaltung der Unterlagen

Die Verwaltung und der Zugang zu den Dokumenten müssen klar geregelt sein. Nur autorisierte Personen sollten Zugriff auf diese sensiblen Informationen haben. Dies stellt sicher, dass die Wünsche der Betroffenen respektiert und eingehalten werden können.

Aktualisierung und Änderungen

Die Dokumentation der Willensäußerungen muss regelmäßig überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden. Veränderungen in der individuellen Situation der Bewohner oder neue medizinische Erkenntnisse können eine Anpassung der Dokumente erforderlich machen. Ein flexibles System zur Aktualisierung und Verwaltung der Dokumente stellt sicher, dass die gesundheitliche Versorgungsplanung stets auf dem neuesten Stand ist.

Orts- und zeitunabhängiger Zugriff

Um orts- und zeitunabhängig auf relevante Dokumente zugreifen zu können, ist es ratsam, diese in einem digitalen Tresor zu hinterlegen. Dies ermöglicht nicht nur, relevante Informationen im Notfall in Echtzeit einsehen zu können, sondern auch die passenden Maßnahmen direkt standardisiert und automatisiert auszulösen.

Praktische Umsetzung der gesundheitlichen Versorgungsplanung

Umsetzung in stationären Pflegeeinrichtungen

Die gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase muss nahtlos in die Strukturen und Prozesse der stationären Pflegeeinrichtungen integriert werden. Dies erfordert eine umfassende organisatorische Anpassung und Sensibilisierung des gesamten Personals. Die Bedürfnisse der Bewohner sollten in den Beratungen durch die qualifizierte ACP-Berater im den Mittelpunkt stehen.

Wichtig ist es, dass die gesamte Belegschaft die Bedeutung der Arbeit der GVP-Berater versteht. Denn nur dann können im medizinischen Notfall auch die gewünschten und vom Bewohner mitgeteilteten Behandlnugswünsche geachtet werden.

Oma schaut auf Handy

Derzeit bieten rund 15% der Pflegeeinrichtungen GVP an. | Bildquelle: Georg Arthur Pflueger - Unsplash.com

Herausforderungen und Lösungsansätze

Bei der Umsetzung der gesundheitlichen Versorgungsplanung stehen Pflegeeinrichtungen vor verschiedenen Herausforderungen:

Lösungsansätze umfassen die Kooperation mit externen Dienstleistern und die Nutzung von Förderprogrammen zur Finanzierung der notwendigen Schulungen und Weiterbildungen.

Best Practices aus der Praxis

Erfolgreiche Implementierungen zeigen, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten und eine klare Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg sind. Regelmäßige Schulungen, Feedback-Runden und die Einbindung der Angehörigen haben sich als effektiv erwiesen, um die Qualität der Versorgungsplanung zu gewährleisten.

Bedarfe und Anforderungen an die barrierefreie Kommunikation

Eine barrierefreie Kommunikation ist essenziell, um sicherzustellen, dass alle Bewohner, einschließlich behinderter Menschen, ihre Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken können. Die Kommunikation muss individuell angepasst werden und verschiedene Methoden wie Gebärdensprache, leichte Sprache und unterstützte Kommunikation umfassen.

Einsatz von unterstützter Kommunikation und leichter Sprache

Der Einsatz von unterstützter Kommunikation und leichter Sprache erleichtert es den Bewohnern, ihre Vorstellungen und Wünsche klar zu äußern. Diese Methoden sind besonders wichtig für Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder sprachlichen Barrieren.

Einbindung von Vertrauenspersonen und Übersetzungsleistungen

Vertrauenspersonen spielen eine wichtige Rolle in der Kommunikation und können als Dolmetscher oder Vermittler fungieren. In einigen Fällen sind auch professionelle Übersetzungsleistungen erforderlich, um sicherzustellen, dass die Wünsche der Betroffenen korrekt verstanden und dokumentiert werden.

GVP im Sinne des Qualitätsmanagement und Sicherung

Die Qualität der gesundheitlichen Versorgungsplanung muss durch klare Standards und regelmäßige Überprüfungen gesichert werden. Dies umfasst:

Schulung und Weiterbildung der ACP-Berater

Die kontinuierliche Schulung und Weiterbildung der ACP-Berater ist entscheidend, um die qualitativen Anforderungen zu erfüllen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Berater stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und Praxis sind.

Qualitätssicherung in der Praxis

Erfolgreiche Beispiele aus der Praxis zeigen, wie durch gezielte Maßnahmen die Qualität der Versorgungsplanung gesteigert werden kann. Diese Maßnahmen umfassen:

Feedback von Betroffenen und Angehörigen

Das Feedback von Betroffenen und ihren Angehörigen ist ein wertvolles Instrument zur Qualitätssicherung. Es ermöglicht die Identifizierung von Stärken und Schwächen im Prozess und trägt zur kontinuierlichen Verbesserung bei.

Kontinuierliche Verbesserung der Prozesse

Eine stetige Verbesserung der Prozesse ist essenziell für die langfristige Sicherung der Qualität. Dies kann durch die Implementierung von Qualitätsmanagementsystemen und die Nutzung von Innovationsmethoden erreicht werden.

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Aktuelle Herausforderungen

Zukunftsperspektiven - Weiterentwicklung des Beratungsprozesses

Die Weiterentwicklung des Beratungsprozesses ist notwendig, um auf die sich ändernden Bedürfnisse der Betroffenen einzugehen. Dies kann durch die Integration neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und die Nutzung moderner Technologien erfolgen.

Potenzial der digitalen Gesundheitsversorgung

Die digitale Gesundheitsversorgung bietet großes Potenzial, die Versorgungsplanung zu verbessern. Telemedizinische Angebote und digitale Dokumentationssysteme können den Prozess effizienter und zugänglicher machen.

Perspektiven für die Forschung und Praxis

Die Forschung im Bereich der gesundheitlichen Versorgungsplanung ist entscheidend, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und die Praxis zu verbessern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Pflegeeinrichtungen kann dazu beitragen, innovative Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Die digitale Checkliste hilft bei der Erstellung Ihrer Unterlagen. | Bildquelle: VorsorgePlaner.Online

Ressourcen und weiterführende Informationen

Wichtige Anlaufstellen und Ressourcen

Um eine umfassende gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase zu gewährleisten, stehen verschiedene Ressourcen und Anlaufstellen zur Verfügung. Diese bieten Unterstützung und Informationen, um die Planung und Umsetzung zu erleichtern.

Kontaktdaten von Beratungsstellen und Institutionen

  1. Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e.V. (DHPV)
  2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
  3. Caritas Deutschland

Nützliche Links und Literaturhinweise

Downloads von Vorlagen und Formularen

FAQs zur gesundheitlichen Versorgungsplanung

Was ist der Unterschied zwischen der Gesundheitlichen Versorgungsplanung (GVP) und Advance Care Planning (ACP)?

Die Gesundheitliche Versorgungsplanung (GVP) ist ein spezifisch deutsches Konzept, gesetzlich im § 132g SGB V verankert, das sich auf Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe konzentriert. Advance Care Planning (ACP) ist ein internationales Konzept, das für alle Menschen relevant ist und vorausschauende Gespräche über zukünftige medizinische Versorgung umfasst. Beide zielen darauf ab, die Autonomie am Lebensende zu fördern, unterscheiden sich jedoch in ihrer Zielgruppe und rechtlichen Grundlage.

Wie finde ich einen qualifizierten Berater?

Qualifizierte Berater finden Sie über spezielle Beratungsstellen, Pflegeeinrichtungen, die bereits GVP in Ihrere Einrichtung eingeführt haben oder direkt über VorsorgePlaner.online.

Kann ich meine Willensäußerungen jederzeit ändern?

Ja, Sie können Ihre Willensäußerungen jederzeit ändern. Es ist wichtig, dass Sie regelmäßig überprüfen, ob die in Ihrer Patientenverfügung festgelegten Wünsche noch aktuell sind, und sie bei Bedarf anpassen. Informieren Sie dabei alle Beteiligten, insbesondere Ihre Vertrauenspersonen und behandelnden Ärzte.

Zusammenfassung und Ausblick für die gesundheitliche Versorgungsplanung

Die gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase ist ein zentrales Instrument, um die Selbstbestimmung und Lebensqualität am Lebensende zu sichern. Durch eine sorgfältige Planung und Dokumentation können individuelle Wünsche und Bedürfnisse respektiert und umgesetzt werden.

Wichtigkeit der frühzeitigen Auseinandersetzung

Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der gesundheitlichen Versorgungsplanung ist essenziell, um im Ernstfall vorbereitet zu sein. Sie bietet nicht nur den Betroffenen selbst Sicherheit, sondern entlastet auch Angehörige und Pflegekräfte.

Fragen Sie in stationären Pflegeeinrichtungen aktiv nach dem Angebot eines geführten Beratungsprozesses und wie hinterlegte Bewohnerwünsche tatsächlich im medizinischen Notfall ausgelöst werden.

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